WDR steht zu Unrecht in der Kritik

Wer als Radiohörer am 01. August 2011 erwartungsvoll auch den digitalen Neustart des öffentlich-rechtlichen Landesrundfunks in NRW mit größerer Reichweite und endlich vollständigem Programmangebot erleben wollte, wurde bitter enttäuscht. Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) dümpelt weiterhin auf den noch verbliebenen Sendefunzeln des alten 12D-Frequenzblockes vor sich hin. Außer der Umstellung einzelner Programme auf den neuen Übertragungsstandard „DABplus“ veränderte sich nicht wirklich etwas. Die Programme des Deutschlandradios wurden planmäßig abgeschaltet, um auf das Bundesensemble zu wechseln, und lassen den hörbaren Rest dadurch jetzt noch unattraktiver erscheinen.

Der WDR muß im Augenblick zu Unrecht viel Kritik einstecken. Von Boykott und bewußt kritischer Haltung und Berichterstattung bezüglich des Digitalradios aus Angst vor der Konkurrenz des neu aufgeschalteten Bundesensembles ist vielfach die Rede. Dabei handelt er doch nur nach Recht und Gesetz und tut genau das, was man ihm von staatlicher Seite erlaubt wird. Es fehlen nämlich die notwendigen medienrechtlichen Vorgaben wie es mit DAB nun weitergehen soll. Denn über die Frequenznutzung und deren Inhalte entscheiden in NRW allein die Düsseldorfer Staatskanzlei und die aufsichtführende Landesanstalt für Medien (LfM). Sie fassen die Beschlüsse, denen sich der WDR zu fügen hat.

So darf der Kölner Sender das Netz des Frequenzblockes 11D, mit Ausnahme von Testabstrahlungen am Standort Köln, überhaupt noch nicht nutzen, weil dafür die Zuweisung fehlt. Ebenso kann er sein bisheriges Programmangebot nicht einfach um WDR3/4/5 ausweiten, da ihm nicht mehr Kapazität im einzigen Landesensemble zusteht. Die Lücke, die das Deutschlandradio dort hinterlässt, wird erst einem langwierigen Ausschreibungsverfahren unterliegen. Auch die Zukunft des bereits zugelassenen privaten Domradios ist zu klären.

Die Mühlen der NRW-Medienbürokratie mahlen langsam. In diesem Fall erweisen sie sich leider als deutlich wahrnehmbare Bremse zu Lasten des Fortschritts und des startbereiten WDR. Mit übereilten Entscheidungen ist nicht zu rechnen.