Das terrestrische Digitalradio nimmt Fahrt auf

Die Anmeldung der geplanten neuen Ausstrahlungsstandorte für das bundesweite DAB-Angebot in Osnabrück und Bielefeld ist zu Weihnachten in die Sendedatenliste der Bundesnetzagentur (BNetzA) aufgenommen worden. Beide sollen spätestens bis Ostern 2012 in Betrieb sein. Damit liegt unsere Region erfreulicherweise bald nicht mehr am östlichen Rand einer Versorgungsinsel für den Ballungsraum Rhein-Ruhr. Die mobilen Empfangslücken auf den Autobahnen Richtung Bremen und Hannover werden größtenteils beseitigt sein und das DAB-Signal erreicht auch bisher zum Fernsehturm Dortmund hin abgeschattete Bereiche. Zur kompletten Rundum-Versorgung mit dem Bundesensemble fehlt dann nur noch ein Sender aus dem Sauerland.

Anders als beim analogen Radio führt die digitale Gleichkanalausstrahlung überall dort, wo mehrere Empfangsquellen mit gleicher Kennung aufeinandertreffen, nicht zu Störungen, sondern die verschiedenen Signale ergänzen und verstärken sich gegenseitig. Weiterer Vorteil der digitalen Übertragungstechnik ist neben dem stabilem Empfang auch die Darstellung von Zusatzdaten auf einem entsprechend ausgestatteten Radiogerät, wie Verkehrsinformationen, Wetterkarten oder aktuelle Nachrichten. Einfache Digitalradioempfänger nach dem neuen "DAB+"-Standard sind im Handel bereits ab ca. 50 Euro erhältlich.

Auf Landesebene gibt es bisher keine Bewegung. Noch immer strahlt der WDR seit etwa 10 Jahren nur eine Auswahl seiner Programme über eine Senderkette kleiner Leistung aus. Die Genehmigung für den geplanten Umstieg auf den leistungsstarken Frequenzblock 11D läßt weiter auf sich warten. Vorerst wird es in NRW auf jeden Fall bei dem einen Landesensemble bleiben, dessen Kapazität zu einem Drittel für eventuelle private Veranstalter reserviert ist. Zu wenig Platz, um alle öffentlich-rechtlichen WDR-Programme in ausreichend guter Tonqualität zu übertragen. Das Bundesland mit dem größten Hörerpotential gerät somit bundesweit immer mehr ins Hintertreffen.

Daß die Digitalradio-Einführung auch ganz anders vonstatten gehen kann, zeigt uns die Bundeshauptstadt Berlin. Einer Pressemitteilung des RBB zufolge wird dort ab dem 1. Januar 2012 leistungsstark vom bekannten Fernsehturm am Alexanderplatz aus gesendet. In einem gänzlich öffentlich-rechtlichen Programmbouquet werden neben den sechs RBB-Radioprogrammen und dem Funkhaus Europa zusätzlich auch die Programme Bayern 2, BR Klassik, MDR Jump, SWR 3 und WDR 2 digital über DAB verbreitet. Die Berliner Landesrundfunkanstalt hatte zuvor den ARD-Mitgliedern angeboten, die dortigen freien Frequenzressourcen mitzunutzen und somit eine wirtschaftliche Synergie zu erreichen. Ein Unikum in der deutschen Radioszene, hoffentlich mit Pilotfunktion. Viele Hörer in anderen Bundesländern würden sich ein regionalbezogenes Angebot an benachbarten “Fremdprogrammen” ebenso wünschen.