Wäre eine Art „Berliner Modell“ in NRW vorstellbar?

Seit dem Jahresbeginn wurde die Berliner DAB-Rundfunklandschaft um mehrere Programme dort eigentlich „ortsfremder“ ARD-Anstalten erweitert. Ziel dieses vom RBB ausgegangenen Angebots ist es, wirtschaftliche Synergien zu erzielen. Der RBB konnte seinen in Eigenregie zu betreibenen öffentlich-rechtlichen Frequenzblock nicht gänzlich mit Inhalten füllen und suchte nach Partnern, die Unterstützung leisten. Dabei spielt der „Hauptstadtbonus“ sicherlich eine wichtige Rolle.

Es ist es kein Berliner Alleinstellungsmerkmal, das Problem mit dem Füllen der Landesensembles in den einzelnen Bundesländern. Insbesondere bei einem sehr kapazitätssparenden Modus wie DAB+ nicht. Mehr als die Veranstaltung von maximal 8 Programmen sind jeder Landesrundfunkanstalt rundfunkrechtlich nicht gestattet. Dort, wo man sich den Alleinbetrieb leisten kann und will, werden teilweise recht zwecküberzogene Datenraten benutzt. Andere splitten die Gesamtkapazität und nehmen private Anbieter mit in ein „gemischtes“ Bouquet auf.

In NRW geht man den letzteren Weg. Bedeutet aber leider, daß der WDR nicht alle seine Hauptprogramme in dem einen zur Verfügung stehenden Landesensemble in gewünschter Mindestqualität unterbringen kann. Es sei denn, man schaffte andere Ausweichmöglichkeiten für derzeit bereits über DAB ausgestrahlte Zusatzangebote. Ein komplettes zweites, landesweit verbreitetes Landesensemble kommt aktuell mangels Interesse von privater Veranstalterseite wegen der landesmediengesetzlichen Sachlage oder finanzieller Zwänge wohl nicht zustande.

Hier könnte das, bezeichnen wir es als „Berliner Modell“, durchaus als Ansatz und Anwendungsvorlage dienen. Nicht die kostspielige Ausstrahlung über eine Vielzahl von Sendern steht dabei im Vordergrund, sondern eine ballungsraumbezogene Variante für Zusatz- und Ergänzungsprogramme über einen einzelnen zentralen und weite Landesteile erreichenden Sendestandort.

Unter diesem Gesichtspunkt würde sich der von der Genfer Wellenkonferenz zu diesem Zweck für Langenberg ausgewiesene Frequenzblock 6A anbieten. So fänden Programme, wie das Funkhaus Europa, der Kiraka, Eins Live diggi oder WDR Event, ein alternatives Zuhause. Die Verbreitungskosten entsprächen regionalem Niveau, was gerade bei finanzschwachen neuen Anbietern mehr Interesse wecken dürfte. Vielleicht wären unter gegebenen Umständen, ein diesbezügliches WDR-Angebot vorausgesetzt, auch der SWR, der NDR und der HR bereit, sich mit einem ihrer Programme mehrwertbringend an der inhaltlichen Gestaltung eines Ballungsraumensembles für Rhein und Ruhr zu beteiligen.

Außerhalb der Bundeshauptstadt entfällt allerdings das entscheidende Argument für die ARD-Kooperation an der Spree: Die spontane Hilfszusage und die Art ihrer Umsetzung. Darum stellten die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten klar, daß ihr Engagement in Berlin eine absolut einmalige Ausnahme sei.

120123_DAB_Langenberg_10KW

Versorgungsgrafik für ein mögliches DAB-Ballungsraumensemble Rhein-Ruhr über einen Einzelstandort:

Sender Langenberg (Hordtberg) 10 kW ERP
(rot/gelb=indoor, grün=mobil, blau=Außenantenne)