WDR-Zusatzangebot zur Fußball-EM nur online möglich

DAB, aber auch Sat und Kabel bleiben dank VPRT-Intervention außen vor!

Aktuell gibt es bis zum 03.Juli 2012 täglich von 16 bis 24 Uhr ein befristetes Hörfunksonderangebot zur EM in Polen und der Ukraïne für alle Fußballfans, die nicht vor einem Fernseher sitzen wollen oder dies beruflich oder während der Autofahrt nicht können. Offiziell wird über den „WDR-Event“-Kanal ausgestrahlt. Wer diese reguläre Programmkennung im neuen terrestrischen DAB-Band, über Satellit oder Digitalkabel auswählt, ist überrascht. Er hört nichts anderes als Stille. Wer an einen technischen Ausfall denkt, liegt allerdings völlig falsch. Erwartetes ist nur auf der Mittelwelle 720 kHz oder über einen Internet−Livestream zu hören.

Auch während der Liveübertragungen der EM-Spiele wird WDR-Event auf o.g. Weise digitalterrestrisch außen vor bleiben. WDR2 liefert die gewohnten Einblendungen. So betreibt der WDR einerseits den größtmöglichen Aufwand für eine umfassende Berichterstattung, kann aber leider andererseits den Hörern in NRW, die an ihren hochmodernen Digitalempfängern weder einen Mittelwellenbereich noch einen hybriden Internetzugang haben, rundfunkrechtlich konform, nur ein geringeres Sport-Angebot anbieten als früher.

Laut aktuellem Rundfunkstaatsvertrag darf jede Landesrundfunkanstalt nicht mehr als acht eigene Rundfunkprogramme verbreiten. Der WDR produziert neben den Vollprogrammen WDR1 bis WDR5 und dem Funkhaus Europa auch die beiden digitalen Wiederholungs- bzw. Spartenkanäle Kiraka und EinsLive diggi. Ein WDR-Event dürfte es demnach als reguläres Programm zusätzlich nicht mehr geben. Welche Form befristeter Eventberichterstattung als „regulär“ gilt, daran scheiden sich die Geister.
Der Verband der privaten Rundfunkanstalten Deutschlands pocht seit dem Neustart des terrestrischen Digitalradios unmißverständlich auf die strikte Einhaltung der vertragsrechtlichen Vereinbarungen, weil er gerade in solchen Themenbereichen Konkurrenz befürchtet, die er aus erfolgversprechenden Werbeertragsgründen lieber exklusiv für sich selbst besetzt sieht.

Stattdessen dürfte die Mittelwelle bei allen NRW-Sportfreunden eine unerwartete Renaissance erleben. Dort gelten ganz andere Übertragungsregeln. Als besonders vorteilhaft erweist sich dabei der ebenso wie bei der Digitalradioausstrahlung durchgehende Mobilempfang zwischen Minden und Aachen.
Geht es zukünftig nur noch nach den unnachgiebigen Ansichten der Veranstalter, ist auf diese Art leider zu befürchten, daß der Rundfunkteilnehmer nicht mehr mit nur einem Radioempfangsgerät auskommen wird.