Ein Anbieter, der eigentlich nur in einer Region senden wollte, sieht sich nun mit den Kosten für ein doppelt so großes Allotment konfrontiert. Im Münsterland muß er entweder auf gut ein Viertel seiner regionalen Hörerschaft verzichten oder seine Verbreitung bis nach Minden und Höxter hin ausdehnen, um alle zu erreichen. Eine an den tatsächlichen Lebensräumen der Hörer orientierte Programmregionalisierung scheint nicht realisierbar. Da die Stadtradios und alle finanzschwachen Interessenten auf diese Weise auszuschließen sind, dürfen wir wirklich gespannt sein, wer sich unter den drastisch veränderten Bedingungen tatsächlich noch bewirbt. Da bis zu einer Sendezulassung in NRW noch „speziellere“ Hürden zu überwinden sind, ist auch diesmal zu bezweifeln, ob neben dem domradio und ein paar unmoderierten Musikstreams von Radio NRW überhaupt noch weitere landesweite Programme ihren Betrieb aufnehmen dürfen oder wollen. Als Beispiel sei hier auf die Ausschreibung um die Restkapazitäten auf dem Block 11D mit dem Resultat 0 hingewiesen.
Zudem hält sich noch hartnäckig das Gerücht, die private Landesbedeckung würde in gleichem Maße zerstückelt. Eine programmgleiche Bedeckung auf mehreren Kanälen hat negativen Einfluß auf die Bedienung von DAB-Empfangsgeräten: Sind mehrere Allotments zu empfangen, so werden im Radiodiplay alle Programme aller Blöcke aufgeführt bzw. abgebildet. Welches Programm-Icon dann von den jeweils gleichen (je 3 im Kreis Unna) das Empfangsbeste ist, muß jeder Hörer selbst herausfinden.
Das Geschehen läßt sich mit Worten aus der Wirtschaft wie folgt beschreiben: Eine Firma betreibt Marktforschung, um ein neues Produkt einzuführen. Sie macht dafür ein präzieses Angebot. Nachdem ein unerwartet positives Ergebnis auf dem Tisch liegt, wird die Offerte aus internen Gründen auf Anweisung des Vorstands derart manipuliert und unattraktiv gemacht, daß kein Kunde mehr nachfragt.
Die Betreiber der Lokalradios wollen nicht - alle anderen Interessenten sollen nicht. Dieser mittlerweile „30-jährige“ politische Streit in NRW belastet den Hörfunksektor inzwischen nachhaltig. Ein „Düsseldorfer Frieden“ ist nicht in Sicht. Gut das der WDR davon unabhängig seinen eigenen digitalen Weg auf DAB beschreitet. Unsere neuen Radios werden in jedem Fall auch ohne einen NRW-Privatfunk nicht ungebräuchlich in der Ecke verstauben.