Auch 2. Bundesmux will Ende des Jahres starten - was nun?
Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem auch NRW auf den DAB-Zug aufspringt und nach aller Vorplanung greifbare Aktivitäten folgen läßt, vermeldet das seit gut 2 Jahren durch ein zähes Klageverfahren daran gehinderte Konsortium „Antenne Deutschland“ (AD) die baldige Inbetriebnahme seines Bundesmuxes. Vorgesehen ist die Ausstrahlung von 4 Eigenprogrammen der Marke „Absolut“ und Angeboten von bis zu 12 Drittanbietern ab dem vierten Quartal 2019. Die konkrete Ausgestaltung soll testweise auf der IFA in Berlin vorgestellt werden. Im Kreis Unna und umzu ist alles von Anfang an in Top-Qualität über den Block 9B zu empfangen.
AD tritt damit in einen Wettbewerb mit der Landesanstalt für Medien (LfM) um zahlungskräftige Anbieter und attraktive Inhalte ein. Der AD-Mux hat die Lizenz für einen Plattformbetrieb, d.h. die Betreiber (Absolut Digital und Media Broadcast) dürfen die Belegung allein entscheiden. Die Verhandlungen laufen bereits, schon Ende April sollen alle Verträge unter Dach und Fach sein. Die LfM hat mit der erst im Sommer möglichen Ausschreibung ihrer Kapazitäten das Nachsehen. Es wird erwartet, daß einige namhafte Produzenten aus dem Call for Interest in NRW vom letzten November lieber auf die bundesweite Verbreitung setzen, wenn sie denn von AD berücksichtigt werden.
Wer als Drittanbieter den begehrten Platz im Bundesmux ergattert, geht der LfM als potenzieller Mieter für ihren eigenen Bedarf verloren. Die Absolut-Senderflotte sowieso. Dem Hörer kann es egal sein, auf welchem Block er Programme verfolgt. Jedoch stellen die Auswirkungen unter Umständen eine existenzielle Bedrohung für die Inbetriebnahme geplanter NRW-Bedeckungen dar, denn bei Ausfall von wichtigen Playern gerät deren sicher geglaubte Finanzierbarkeit arg ins Wanken. Immerhin verbleiben noch eine Handvoll reiner Landesprogrammveranstalter und das Gros der lokal ausgerichteten Interessenten. Was aber nicht bedeutet, daß tatsächlich alle dem Anforderungsprofil der LfM genügen.
16 Programme sind für jede einzelne NRW-Bedeckung (1x landesweit, 6x regional) vorgesehen. Insgeheim hofft die LfM, zumindest einen der landesweiten Anbieter zu einer Regionalisierung seines Programms zu bewegen, was wesentlich dabei hilft, alle angedachten 6 Regionalmuxe an den Start zu bringen. Fehlt es dem Landesmux allerdings an genügend Bewerbern, so müssten wohl aus Rentabilitätsgründen andere von der Regionalebene her nachrücken, wo sie dann als unverzichtbare Stütze fehlen. Hier stellt sich die Frage, wer überhaupt noch auf den großflächig festgelegten „Allotments“ senden will, wenn die zahlreichen lokalen Start-Ups nicht das Geld für diese Verbreitungsgebiete haben und die NRW-Lokalradios DAB von vornherein ablehnen? Alternativ könnte sogar die landesweite Bedeckung in Gänze zur Disposition stehen und entfallen.
Trotz allem Widerwillen sollte die LfM alle betreibenden Verlage davon überzeugen, wenigstens ein Lokalradio aus ihrem Haus in einem der Regionalmuxe zu verbreiten. Als zentralen „Leuchtturm“ für die gesamte Region oder eben als DAB-„Testballon“, z.B. Antenne Münster (WN) im Münsterland, Radio Bielefeld (NW) in OWL, Radio 91,2 (RN) und Radio MK (WA) in Südwestfalen. Die Möglichkeit des Wiederausstiegs zugunsten von 5G bliebe davon unberührt.
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