Die zweckgebundenen Gelder sind durch die Finanzaufsicht KEF genehmigt. Bis zum Ende der aktuellen Abrechnungsperiode will der WDR den Empfang des terrestrischen Digitalradios DAB weiter ausbauen. Dazu werden insbesondere in den bisher vernachlässigten Regionen Ostwestfalen und Siegerland entweder die Strahlungsleistungen an bestehenden Standorten erhöht oder weitere neue Füllsender zur Empfangsverdichtung eingerichtet. Für das mittlere Ruhrgebiet interessant sein dürfte der Sender Gelsenkirchen-Scholven.
Wenn wir von WDR und DAB reden, dann denken wir in erster Linie an den seit 2012 betriebenen Block 11D. Bis zum 31.12.2019 sendete der WDR dort im Rahmen eines Pilotprojektes der Landesanstalt für Medien (LfM). Seither gehört der Frequenzblock ihm allein. Dadurch bedingt steht auch eine strategische Belegungsplanung an und die wird knifflig. Die Kölner werden sich nämlich mit ihren Landesstudios nicht an den Regionalmuxen der LfM beteiligen. Grund: Die Versorgungsgebiete der einzelnen Lokalzeiten weichen von denen der in Düsseldorf verlegerorientiert festgelegten Alloments wesentlich ab. Alle der aktuell acht WDR2-Lokalzeiten lassen sich aber nicht noch zusätzlich oder in anspechender Qualität auf dem 11D unterbringen.
Kaum beachtet, hat sich der WDR vorausschauend einen zweiten landesweiten Frequenzblock 9A koordinieren lassen. Nach dem bisher bevorzugt genutzten WDR-Qualitätsstandard von 72 Capacity Units pro Einheit fänden circa 11 Programme darin Platz. Bei gesicherter Finanzierung könnte der Block jederzeit in Betrieb gehen. Doch bei der scheint es Lücken zu geben. Es ist die Rede davon, ein Viertel der Kapazität zu vermieten - an „private“ Konkurrenten!
Aufgrund von 2 nationalen und 2 NRW-Muxen haben wir bald ein Übermaß an Privatsendern im digitalen Äther. Die Frage ist, ob da überhaupt die Bereitschaft existiert, ungleich höhere Kosten für eine landesweite Verbreitung zu zahlen. Selbst die LfM ist bei ihrem Pilotversuch daran gescheitert. Wiederholt läge wertvolles Fassungsvermögen brach. Ein Affront, falls der WDR tatsächlich anderen Marktteilnehmern die bestsituierten Geldquellen entzieht.
Gibt es denn keine öffentlich-rechtlichen Inhalte, die einen WDR-Mux vervollständigen können, damit man ihn an den Start bringt? Natürlich sind die vorhanden, sie sind aber rundfunkrechtlich nicht einfach greifbar und benötigen die Zusammenarbeit innerhalb der ARD. In Zeiten knapper Kassen ein schwieriges Unterfangen. Der WDR selber darf linear kein zusätzliches eigenes Programm mehr veranstalten.
Wiederum gestattet der Medienstaatsvertrag (III. Abschnitt) anderen Sendern, ihre gesamte Produktpalette in mehreren Bundesländern erdgebunden auszustrahlen. Einzelne Solitärprogramme werden dort jedoch real nur in einem Land genutzt. Auf diesem Weg besteht durchaus die Möglichkeit, dem grenzüberschreitenden, kulturellen Bezug der Regionen im Patchworkgebilde NRW zu ihren Nachbarn Rechnung zu tragen, durch die Aufnahme der Landeswellen NDR1 NDS und SWR1 RP in das hiesige Ensemble. Konform der Belegung beim terrestrischen Digitalfernsehen DVB-T2.
Eine Alternative dazu ist, daß der WDR sein Programmportfolio mit ihm fehlenden Formaten auffüllt, indem er Angebote anderer ARD-Anstalten in der gewünschten Ausprägung zuläßt, z.B. BR-Klassik, hr-iNFO, rbb radioeins. Daß auch Derartiges geht, sieht man am Kinderradio Maus und an Cosmo, die beim RBB, dem SR und bei Radio Bremen ergänzend über DAB laufen.
Beides ist kaum vorstellbar, erweist sich dennoch im Gesamtkontext als sinnvollere Lösung. Mit dem richtigen Entscheidungsansatz kann auch ein zweiter WDR-Mux rein öffentlich-rechtlich bleiben, sofern die aufsichtführende Staatskanzlei ihren Segen erteilt. Als seriöser Gegenpol zu Dauerblödelei, Nonstop-Musik und Ladenfunk. Die objektive Vielfalt im DAB-Hörfunk sollte subjektiv nicht nur die kommerzielle Anbieterseite begünstigen. Drei Millionen beitragszahlende Haushalte im „Funkloch Ruhrgebiet“ haben diesen Mehrwert verdient. Dort, wo unter normalen Umständen niemand mit einem Kofferradio über den lokalen Tellerrand hinaushören kann.
Optional ließen sich die Auslagen für den Block 9A sogar effektiv mindern, würde sich dessen flächenmäßige Verbreitung auf die der zentralen Landesstudios Rhein-Ruhr, Dortmund, Wuppertal sowie Köln beschränken. Demzufolge fungierte er als Ballungsraummux, spätere Erweiterungen nicht ausgeschlossen.