Die NRW-Regionalmuxe sind in der Schwebe

Die Landesanstalt für Medien (LfM) grenzt bei ihren Überlegungen zur geplanten Etablierung von DAB-Regionalmuxen den regionalen Markt vom landesweiten Markt deutlich ab. Es besteht die nicht unbegründete Befürchtung, daß neue Veranstalter gerade in den regionalen Muxen den Lokalfunkern deutliche Marktanteile abnehmen werden. Zur genaueren Betrachtung dieses Sachverhaltes wurde eine derzeit noch laufende „Strukturanalyse Lokalfunk NRW“ in Auftrag gegeben. Ein erstes Ergebnispapier liegt bereits vor. Es besagt, daß die Auswirkungen spürbar sein würden.

Der Lokalfunk hat seine Beteiligung allerdings an Bedingungen geknüpft. Der lokale Markt ist gebeutelt von den diversen Krisen der letzten Jahre. Man bevorzugt weiterhin ein Hörfunksystem ohne Wettbewerb in einem nach außen möglichst abgeschotteten Bereich. Für die notwendigen Zukunftsaufgaben fehlt indes das Geld. Etwaige Fördergelder von Seiten der LfM stehen nicht zur Verfügung. Zudem sind sich nicht alle beteiligten Kräfte wohlgesonnen und einig.

Einen wirtschaftlichen Betrieb der Regionalmuxe kann es aus Sicht der LfM aber nur mit dem Lokalfunk geben. Denn eine weitere Befürchtung besteht darin, nicht ausreichend Anbieter zu finden, die landesweit senden oder zumindest mehrere Multiplexe belegen wollen. Im Rheinland gäbe es aufgrund des „Call of Interest“ von 2018 wohl genügend Bewerber, nicht aber für die großflächigeren Muxe in Westfalen. Bereits der Landesmux ist in einer schwierigen Zeit gestartet worden. Die finanzstärksten Unternehmen, die nach NRW wollten, sind dort schon vertreten und es stellt sich die Frage, wer noch ein zusätzliches Programm einbringen möchte.

Alles in allem keine guten Aussichten. Einen konkreten Status, um daraus erforderliche Schlüsse zu ziehen, kann es erst geben, wenn das tatsächliche Ergebnis einer Ausschreibung vorliegt. Es könnten dabei durchaus weniger als 16 Programmplätze pro Multiplex vorgesehen werden. Die LfM sollte auch gewillt sein, notfalls feste Programmplätze vorzugeben, die nach ihren Vorstellungen und Wünschen für alle Alloments gleichsam wichtig sind und auf die sie hinwirken kann:

1. ein landesweit einheitliches Programm mit regionaler Auseinanderschaltung (Landeswelle)
Potenzielle Interessenten mit Erfahrung wären hier ffNRW (ffn), RPR, vielleicht auch FFH. Eine Kooperation ist anzustreben.

2. ein Regionalprogramm pro Mux außerhalb des Lokalfunks mit ggf. regionaler Auseinanderschaltung
Potenzielle Interessenten für einen oder mehrere Mux(e) wären hier die Radio Group und Radio Arabella.

3. ein Gemeinschaftsprogramm aller in der Servicegesellschaft mit Sitz im Regionalgebiet zusammengeschlossenen Lokalradios (Verbundradio)
Beträfe die HSG (Köln), Pressefunk (Düsseldorf), Westfunk (Essen), audiowest (Dortmund), WWR (Hamm), MMS (Münster) und ams (Bielefeld).
Dies würde dem ablehnenden Beteiligungskriterium entgegenwirken, jedes Lokalradio müßte seine regionalen Verbreitungskosten alleine tragen.

4. das (ein) lokale(s) Metropolenradio des jeweiligen Regionalgebietes
Beträfe Radio Köln, Antenne Düsseldorf, Radio Essen, Radio 91.2, Antenne Münster und Radio Bielefeld.

5. ff.
Eine identische Vorgehensweise ist auch für weitere gewollte Formate anwendbar. Mehrfachbewerbungen für einen gezielt ausgeschriebenen Platz im selben Mux ließen sich durch ein geschicktes Belegmanagement und zulässigen Overspill in einem anderen Mux ausgleichen. Gerade im Ruhrgebiet, wo vier Regionalmuxe direkt aneinanderstoßen.

Die übrigen Belegplätze blieben dem freien Markt überlassen. Dann noch zu erwartende Spartenprogramme werden dem Lokalfunk nicht weh tun. Das sind keine journalistischen Informations- und Serviceangebote mehr, sie dienen der reinen Unterhaltung.

Nicht die x-te Analyse und Streicheleinheiten, mit denen man sich ewig im Kreis dreht, sind jetzt gefragt, sondern offensives Handeln und ein Machtwort. Ansonsten droht der LfM bei diesem Thema eine Blamage. Quasi ein Scheitern in der Vorrunde.