Was geschieht mit der NRW-Landesbedeckung 9A?

Kaum zu glauben, aber wahr - da steht seit dem 16.05.2012 (Datum der Eintragung) eine landesweit nutzbare DAB-Landesbedeckung in der Datenbank der Bundesnetzagentur (BNetzA) abrufbereit zur Verfügung und niemand meldet einen Bedarf an!
Geschuldet ist der Sachverhalt dem Umstand, daß dem Land NRW gemäß dem GE06-Abkommen auch zwei landesweite Bedeckungen für den ö.-r. Rundfunk zustehen. Deshalb wurden diese seinerzeit bei der BNetzA beantragt und gefunden (9A und 11D), erkennbar an den deckungsgleichen Sendestandorten. Verwendung fand ausschließlich der Block 11D im Rahmen des Pilotprojektes „Radio für NRW“.

Nachdem nun endlich in NRW alle DAB-Planungen konkret anlaufen und entschieden werden, sieht sich der mögliche Nutznießer, der WDR, bedauerlicherweise finanziell außerstande, beide Bedeckungen in Eigenregie zu stemmen. Ihn dabei unterstützende Hilfe kann er indes nicht erwarten. Ein gemischtes Ensemble mit WDR2-Lokalzeitvarianten und Privatprogrammen als Untermieter anzubieten, ist mit dem derzeitigen Landesmediengesetz nicht vereinbar und ein „ARD-Best of“ wird vom Medienstaatsvertrag ausgeschlossen. Somit bleibt die Bedeckung 9A unter den gegebenen Rahmenbedingungen für ihren ursprünglich angedachten Zweck überflüssig.

Eigentlich ist die Landesregierung gefragt, nach praktikablen Auswegen zu suchen oder neue Entscheidungsansätze zu finden. Bloß, wenn kein Bedarf besteht, warum soll sie sich kümmern? Ohne zündende Idee dreht sich das Thema fortlaufend im Kreis und nichts Maßgebliches passiert. Die Politik erliegt ihrem eigenen Regelwerk. Ausgerechnet im bevölkerungsreichsten Bundesland droht dem ARD-Hörfunk der Verlust bedeutender und wertvoller Ressourcen.

Wir haben es in NRW doch mit zwei Protagonisten zu tun, dem WDR und der LfM. Ein anderweitiger Gebrauch des 9A ist ja nicht verboten. Hatten nicht die drei Sendedienstleister aus der gerade abgelaufenen Ausschreibung für den kommerziellen Landesmux 9D noch weitere Interessenten in ihren Bewerbungsportfolios? Ein dritter, selbst nur ansatzweise landesweiter Privatmux wäre immer noch besser als eine ewige „Datenbankleiche“. In der Gefahr, daß sie auch dem Land bei zu langem Zögern irgendwann verloren geht.

Den Stein ins Rollen brachte der Beschluß der Kölner Anstalt, alle ihre Lokalzeiten seit Mitte 2020 landesweit auf dem 11D zu verbreiten. Da die maximal mögliche Datenrate unter mehr Programmen aufzuteilen ist, leidet der eigene Anspruch an der Ausstrahlungsqualität des gesamten DAB-Angebotes. Der Ansagedienst für Verkehrsmeldungen VERA mußte trotz seiner Beliebtheit bei den Autofahrern ganz ins Internet abgeschoben werden. Momentan sucht der WDR fieberhaft nach einer Lösung des Problems. Weil die zusätzlichen Kapazitäten des 9A wohl wegfallen, ist eine dynamische Datenrekonfiguration unausweichlich. Allerdings sind nicht alle bisher verkauften DAB-Empfangsgeräte in der Lage, dies fehlerfrei zu verarbeiten. Den Herstellern fehlten bislang entsprechende Vorgaben.